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Wohntrend Mini-Haus – Kleines kann so groß sein

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Ein neuer Wohntrend sind Mini-Häuser, die alles zum Leben bieten. Klein, kompakt und minimalistisch verströmen sie Romantik pur und überzeugen durch ihre Nachhaltigkeit. In Zeiten mangelnden Wohnraums sind neue Ideen gefordert. Mini-Häuser zeigen einen Weg aus der XXL-Kultur und bringen die Bewohner nebenbei wieder in Einklang mit der Natur.

Die Zeitenwende in der Wohnkultur

Die Zeit ist wieder gekommen, dass neue Wohntrends entstehen und sich kontinuierlich international ausbreiten. Bis vor wenigen Jahren galt der amerikanische Traum als erstrebenswert. Beginnend vom XXL-Teller und der Wegwerfkultur rund um den „Coffee to go“ und den Unmengen an Verpackungsmaterial bis hin zur Wohnkultur, die nach immer größeren Anwesen mit prunkvoller Ausstattung die Fantasie der Menschen beflügelte, reichte das Streben nach dem immer schnelleren und vor allem größeren Wahnsinn. Vorm letzten großen Börsencrash etwa wurde das bis dato größte Privathaus, wenn Sie 8000 Quadratmeter Wohnfläche noch als Haus bezeichnen möchten, in Florida errichtet, das die Presse mit dem französischen Versailles verglich. Gleich mehrere Badezimmer sind jedoch auch in normalen amerikanischen Wohnhäusern keine Seltenheit und auch in Deutschland ging der Trend lange zu einem Überangebot an Räumlichkeiten. Von 1965 bis 2002 hat sich der Wohnraum, den eine Person für sich alleine zur Verfügung hat, fast verdoppelt. Statistisch gesehen sind es im Durchschnitt 43 Quadratmeter, doch stellt sich der aktuelle Trend der Mini-Häuser die Frage, ist so viel Platz wirklich notwendig? Auf wie viel Raum lässt es sich komfortabel leben und welche Vorteile hat die abgespeckte Wohnvariante?

Knapper Wohnraum und steigende Preise

Ganz anders als in den USA sieht es in vielen asiatischen Metropolen aus. In einer Megacity wie Tokio, die fast die Hälfte der Einwohner Deutschlands zählt, ist Platz Mangelware Nummer eins. Wer hier eine eigene Wohnung ergattert, kann sich glücklich schätzen, auch wenn sie noch so klein ist. Die Menschen zeigen, dass Wohnen im XXS-Format möglich ist, denn nötig ist vor allem genügend Licht, ein ausgeklügeltes Raumkonzept und eine andere Einstellung. Es kommt nicht nur auf die Quadratmeterzahl an, denn ein gesunder Wohnraum wird noch durch viel mehr geprägt. Betonklötze und mangelndes Grün sind nicht gerade der Traum vom Eigenheim, das für uns Europäer nach wie vor ein bisschen Garten beinhaltet. Denn immer mehr Menschen erkennen, dass der Garten besonders im Sommer zum zweiten Wohnzimmer werden kann und Balsam für die Seele ist.

Nicht nur in Asien, sondern auch in Deutschland und weltweit wird der Wohnraum immer knapper und die Mietpreise schnellen zudem in die Höhe. Schätzungen der Deutschen Bank Research gehen davon aus, dass in den nächsten 10 bis 15 Jahren bis zu einer Milliarde Wohnungen fehlen. Die steigende Zahl der Flüchtlinge und vor allem der noch anhaltende Wunsch nach großen Räumen reduzieren die Verfügbarkeit von Wohnungen auch in Deutschland. Besonders die Städte sind betroffen, denn nach wie vor werden Wände eingerissen, um das große Wohnzimmer zu realisieren und aus einem Zweifamilienhaus, das ehemals bis zu zehn Familienmitgliedern Platz bot, wird ein Zwei-Personen-Haushalt. Ein großes Grundstück in der Stadt ist kaum noch zu bezahlen und auch die Baukosten für ein großzügiges Eigenheim sind nicht gerade auf Tiefstniveau.

Wie klein geht’s

Im Urlaub ist knapper Wohnraum meistens kein Problem. Der Wohnwagen wird eingerichtet und schon geht es mit der ganzen Familie in die Sonne. Selbst Etagenbetten und das abendliche Ritual, aus dem Esstisch das Bett zu bauen, wird zur Sommerromantik und trübt keinesfalls die Urlaubsstimmung. Hier ist es nicht selten, dass auf 20 Quadratmetern vier Personen oder mehr auf Zeit leben. Dabei ist der Wohnwagen mit seinen niedrigen Decken und den abgeschrägten Wänden keinesfalls ein Raumwunder. Aktuelle „Tiny-Houses“ nutzen den Platz häufig besser aus und bieten zudem die Möglichkeit, eigene Möbel unterzubringen und sich nicht mit den Einbauschränken zu begnügen. Zudem ist der Vier-Personen-Wohnwagen schon ein extrem kleines Nano-Haus, denn die meisten Mini-Häuser bieten sogar mehr Platz.

Immobilien, die nicht mehr als 50 Quadratmeter zur Verfügung stellen, werden üblicherweise als Mini-Häuser bezeichnet. Die Zahl der bestellten nachhaltigen Alternativen steigt stetig an. Dabei nicht nur jene mit 40 bis 50 Quadratmetern, sondern auch deutlich kleinere. Von 23 Quadratmetern eines amerikanischen Architekten reicht das Repertoire über 15 in Oslo, 10 der „mobilen Wohn-Box“ aus Weimar bis hin zum aktuellen Minimalimusgewinner, denn ein Münchner Performancekünstler lebt in seinem vier Quadratmeter kleinen Eigenheim.

Zudem sind viele Mini-Häuser transportabel und leisten so der flexiblen Gesellschaft Rechnung. Arbeitsverträge auf Zeit, die einen Wohnortwechsel notwendig machen, Studienzeiten oder schlicht der Wunsch, wie ein Nomade zu leben, sind mit ihnen möglich.

Nachhaltigkeit und Energiekosten

Auch in puncto Nachhaltigkeit und Energiekosteneinsparung sind die Mini-Häuser ganz groß, denn die Heizkosten sinken. Mutter Natur gewinnt noch weiter, denn die zunehmende Bodenversiegelung wird reduziert und weniger Oberflächenwasser rinnt ungenutzt durch die Abwasserkanäle. Auch dies abermals eine Kostenreduktion für Sie, denn die Abwasserbeiträge berechnen sich nach der überbauten Fläche.

Außerdem gewinnen Sie durch das Leben inmitten der Natur, Ihrem selbst gestalteten Gartenparadies. Von allen Zimmern ist es zu beobachten und auch Bio-Gemüse kann direkt vor dem Küchenfenster gedeihen.

Leben auf kleinstem Raum

Die schnuckeligen Kleinen verströmen oftmals Urlaubsstimmung, denn in einem Mini-Haus scheint oft vieles einfacher zu sein. Weniger Räume heißt auch weniger Arbeit und mehr Freizeit, denn jedes Zimmer muss geputzt und regelmäßig renoviert werden. Hinzu kommen bei der XXL-Variante der große Hausflur und die häufig überdimensionierte Einrichtung, die die Räume füllen muss. In einer reflektierten Gestaltung zeigt sich, dass viele dieser Gegenstände gar nicht notwendig sind. Nicht nur bei den Kleidungsstücken gilt der Rat, was ein Jahr nicht mehr getragen wurde, kann weg, auch im Wohnraum können Sie Ähnliches zugrundelegen. Wann wurden alle Stühle rund um den Esstisch das letzte Mal voll genutzt, die vielen Sofaplätze, der Abstellraum und so weiter und so fort. Reflektiert überlegt sind viele Räume gar nicht notwendig oder könnten deutlich kleiner ausfallen.

Das „Small House Movement“ verfolgt noch eine weitere Strategie: gemeinsam genutzter Wohnraum für Singles, kinderlose Paare und Senioren. Wie in einer WG könnten Wohnungen der Zukunft aufgebaut sein, in denen es einen abgeschlossenen Teil für die Privatsphäre und einen gemeinsamen Teil gibt. Dies spart nicht nur selten genutzte Räumlichkeiten ein, sondern verringert auch die Nebenkosten. Gästezimmer oder Fitnessraum und sogar die Küche werden häufig nur selten benötigt und stehen die meiste Zeit leer. Geputzt und geheizt werden sie jedoch dennoch.

Der Beitrag Wohntrend Mini-Haus – Kleines kann so groß sein erschien zuerst auf Umweltjournal.


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